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Rückblick: Indien

März 2017

Shumona Sinha: Kalkutta

»Sinhas Sprache ist aufgeladen und sie zielt direkt auf die Innereien – das zeigt sich sogar noch in der deutschen Übersetzung. Ihre Sätze (…) suchen mal provokante, mal poetische Vergleiche und verlieren dabei niemals ihre Schlagkraft, die beim Lesen manchmal Schauer erzeugt.«
Milena Hassenkamp, Die ZEIT

Inhalt

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Nach dem großen Erfolg von Erschlagt die Armen! ist Kalkutta der neue preisgekrönte Roman von Shumona Sinha. In ihrer unnachahmlich poetischen Sprache erzählt Sinha von einer verlorenen Kindheit in Indien zwischen gestern und heute, zwischen der Familien- und der politischen Geschichte.

Nach vielen Jahren in Frankreich kehrt Trisha anlässlich der Einäscherung ihres geliebten Vaters zurück in ihre Geburtsstadt Kalkutta. Im verlassenen Haus der Familie, in dem sie aufgewachsen war, schicken die Möbel und vertrauten Gegenstände aus alten Tagen Trishas Gedanken auf eine Zeitreise in die Vergangenheit. Da ist zum Beispiel die rote Steppdecke, die sie nicht nur an die Hausierer erinnert, die solche Decken anfertigten, sondern auch daran, wie sie eines Nachts ihren Vater dabei beobachtete, wie er in ebendieser aufgerollten Decke einen Revolver versteckte. Oder das kleine Fläschchen mit Hibiskusöl, mit dem man ihrer Mutter Urmila die Kopfhaut massierte, wenn sie wieder einmal von schwerer Melancholie überwältigt wurde. Indem Trisha sich in die Kratzer und Risse dieser Objekte, der Möbel und des Hauses versenkt, ersteht die Vergangenheit mehrerer Generationen einer Familie wieder auf und damit auch die kollektive, politische Vergangenheit Westbengalens, von der britischen Kolonialzeit bis zur jahrzehntelangen kommunistischen Regierung seit den späten 1970er-Jahren.

die Autorin

Shumona Sinha, geboren 1973 in Kalkutta, lebt seit 2001 in Paris. An der Sorbonne schloss sie ihren Magister in Literaturwissenschaft ab. Von 2001 bis 2008 arbeitete Sinha als Lehrerin für Englisch an weiterführenden Schulen; ab 2009 war sie als Dolmetscherin für Asylsuchende tätig. Nach der Veröffentlichung von Erschlagt die Armen! 2011 verlor sie ihre Arbeit bei der französischen Migrationsbehörde. Ende 2013 erschien ihr dritter Roman Kalkutta, ebenfalls vielfach ausgezeichnet. Sie veröffentlichte mehrere Gedichtbände auf Französisch und Bengalisch.

die Übersetzerin

Ihre Übersetzerin Lena Müller, geboren 1982, studierte Literarisches Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim sowie Erwachsenenbildung und Kulturvermittlung in Paris. Sie ist seit 2009 Mitherausgeberin und Redakteurin der französischsprachigen Zeitschrift timult. Seit 2012 arbeitet sie als freie Übersetzerin und Autorin. 2013 war Müller Stipendiatin im Goldschmidt-Programm für junge Literaturübersetzer, 2015 erhielt sie ein Aufenthaltsstipendium im Europäischen Übersetzer-Kollegium Straelen. Für ihre Übersetzung erhielt sie gemeinsam mit der Autorin den Internationalen Literaturpreis 2016.

Angaben zum Buch

Titel: Kalkutta
Autorin: Shumona Sinha
Aus dem Französischen von Lena Müller
192 Seiten
ISBN 978-3-96054-010-6
Erschienen im August 2016 bei Edition Nautilus.

 

Weitere Buchempfehlungen zum Land Indien sind (wird laufend ergänzt):

– „Das Tiefland“ von Jhumpa Lahiri. Ausgezeichnet mit dem DSC Prize for South Asian Literature 2015
–  „Der Gott der kleinen Dinge“ von Arundhati Roy. Ausgezeichnet mit dem Booker Prize 1997

Ein Gedanke zu „Rückblick: Indien

  1. Lydia Zimmer sagt:

    Liebe Lesende, Interviews mit der Autorin Shumona Sinha findet Ihr unter den nachfolgenden Links. Viel Freude beim Lesen! Eure Lydia

    – Shumona Sinha: «In Indien sagt man nicht: ‹Ich liebe dich›»
    In bz Basel, 8.11.2016: http://www.aargauerzeitung.ch/basel/basel-stadt/shumona-sinha-in-indien-sagt-man-nicht-ich-liebe-dich-130701544

    – Echos in einem leeren Haus. Shumona Sinhas Roman «Kalkutta»
    In NZZ, 30.8.2016: https://www.nzz.ch/feuilleton/buecher/shumona-sinhas-roman-kalkutta-echos-in-einem-leeren-haus-ld.113584

    – Shumona Sinha im Gespräch: «Im Text gibt es keine Kompromisse»
    In NZZ, 30.7.2016: https://www.nzz.ch/feuilleton/buecher/shumona-sinha-im-gespraech-im-text-gibt-es-keine-kompromisse-ld.108308

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