Februar 2018
Wendy Guerra: Alle gehen fort
»Wendy Guerra vermag spezifisch kubanischen Themen eine internationale Dimension einzuschreiben.«
Knut Henkel, Neue Zürcher Zeitung»Guerra vermittelt viel von einer Generation, die im Kulturleben der Insel die letzte war, die zu Beginn ihrer Laufbahn noch an Öffnung und Erneuerungsfähigkeit des politischen Systems aus sich selber heraus glaubte und sich entsprechend verhielt – und einen hohen Preis dafür zahlte: den Gang ins Exil.«
Geri Krebs, Neue Zürcher Zeitung
Inhalt
Nieve wächst auf Kuba bei ihrer schrägen Hippie-Mutter auf. Sie erzählt nur ihrem Tagebuch, was sie wirklich denkt. Als sie zu ihrem alkoholkranken und gewalttätigen Vater ziehen muss, wird ihr Tagebuch zu ihrem einzigen Rückzugsort, zu dem Ort, an dem sie vor den Schlägen und Demütigungen des Vaters sicher ist. Hier darf sie sich fürchten, hier darf sie zweifeln, lieben und streiken. Über die Jahre hinweg bleibt ihr Tagebuch ihr treuester Begleiter, denn nach und nach verlassen alle um sie herum die Insel – Freunde, Familie und Geliebte. Sie wollen fort, um den Enttäuschungen Kubas zu entkommen. Nur Nieve bleibt zurück, auf der Suche nach sich selbst und ihrem Platz im Leben.
Um sie herum wollen alle nur eines: Weg von der Insel! Als erster geht der Vater, dann aber auch Freunde und Bekannte, Nieves erste Liebe. Die einen flüchten, andere können aufgrund von Privilegien frei ein- und ausreisen. Nur sie allein bleibt auf der Insel zurück.
Mit einer unkindlichen Distanz berichtet Nieve in einer knappen, aber umso eindringlicheren Sprache von familiärer und sozialer Gewalt. Ein undogmatischer, schonungsloser Blick in den kubanischen Alltag der 70er- und 80er- Jahre.
Die Autorin
Wendy Guerra, geboren 1970, besuchte die Kunsthochschule in Havanna, danach studierte sie an der Filmhochschule San Antonio de los Baños. Mit 17 Jahren veröffentlichte sie ihren ersten Lyrikband. Noch während ihres Studiums erhielt sie von Gabriel García Márquez den Rat, sich ganz der Literatur zu widmen. Ihr Debüt „Alle gehen fort“ wurde mit dem spanischen Bruguera-Literaturpreis ausgezeichnet. Wendy Guerras Romane sind in 13 Sprachen übersetzt. Sie lebt in Havanna.
Der Übersetzer
Peter Tremp wurde 1955 in Solothurn geboren und wuchs am Zürichsee auf. Er studierte Englisch und Französisch und erwarb das Gymnasiallehrerpatent. 2003 gründete er den Lateinamerika-Verlag.
Angaben zum Buch
Titel: Alle gehen fort
Autorin: Wendy Guerra
Übersetzung: Peter Tremp
208 Seiten.
Erschienen 2017 im Unionsverlag.
Diese Bücher standen zur Auswahl:
– Leonardo Padura: „Der Nebel von gestern“
– Ángel Santiesteban: „Wölfe in der Nacht“
Tipp aus der Presse
SRF Beitrag vom 28. Februar 2017 (Min. 4:02):
Schriftsteller in Kuba – Kubanische Intellektuelle sehnen sich nach Veränderung
Im Rahmen der Buchmesse von Havanna sprechen kubanische Autorinnen und Autoren über die Zukunft, die sie für ihr Land sehen.
Hinweis
Die Buchclub-Mitglieder entscheiden sich jeweils für ein Buch. Die Abstimmung erfolgte beim Buchclub-Treffen im Oktober 2017. Für die Buchauswahl aus Kuba ist Andrea Machura, Projektmitarbeiterin bei „Die Welt lesen. Der Buchclub“, verantwortlich.