Mai 2017
Lot Vekemans: Ein Brautkleid aus Warschau
»Lot Vekemans zeigt in ihrem Romandebüt »Ein Brautkleid aus Warschau«, dass sie auch eine grossartige Erzählerin ist.«
Annette König, SRF
Inhalt
Marlena, Mitte zwanzig, wohnt in Polen auf dem platten Land und ist zum Kummer ihrer Mutter noch immer nicht verheiratet. Dann verliebt sie sich plötzlich bis über beide Ohren in einen Amerikaner, der als Journalist über die Zeit nach dem Kommunismus berichtet. Marlena hat das Glück, zu lieben und geliebt zu werden, aber sie weiß es nicht, oder wenigstens: Sie kann es nicht glauben. Und so ähnlich geht es ihrem Geliebten auch, der schließlich nach Amerika zurückkehrt. Dass sie ein Kind erwartet, wird er nie erfahren.
Ein melancholischer Schleier scheint über Marlenas Leben zu liegen; stets bricht etwas entzwei, ohne dass es eigentlich eine Schuld gibt oder gar einen Schuldigen. Alle sind schuldlos Schuldige: Liebende, die tragisch verkettet sind in Verhältnisse, die sie nicht durchschauen.
Drei Männern begegnet Marlena, die jeder auf seine Weise ihrem Leben eine entscheidende Richtungsänderung geben. Ihr Weg führt sie aus dem Dorf nach Warschau, über eine Heiratsvermittlung in die Niederlande zu einem Bauern, Jahre später zurück nach Polen.
Lot Vekemans erzählt aus drei Perspektiven über das Verlangen, seinem Leben eine Richtung zu geben, und über die unvorhersehbaren Folgen, die es hat, wenn man es wirklich wagt. Ihre Charaktere, Marlena, drei Männer und ein Junge, gehen einem nicht mehr aus dem Kopf.
Die Autorin
Lot Vekemans geb. 1965, studierte Geographie, später an der Schriftsteller-Akademie Colofon in Amsterdam. Seit 1995 schreibt sie Theaterstücke. Die Stücke der niederländischen Autorin werden auf vielen deutschen Bühnen mit großem Erfolg gespielt. Sie sind in mehr als fünfzehn Sprachen übersetzt und wurden vielfach preisgekrönt. In ihrem ersten Roman erweist sie sich als großartige Erzählerin.
Die Teilnehmenden des Buchclubs im Februar haben sich mit knapper Mehrheit für dieses Buch entschieden.
Folgende weiteren Bücher standen zur Auswahl:
– Gerbrand Bakker: „Oben ist es still“
– Mano Bouzamour: „Samir, genannt Sam„
Herzlichen Dank für die ergänzenden Infos zur Reise in die Niederlanden (am Abend selbst und per Newsletter an die Mitglieder, Anm.). Ich habe den Abend mit dem Austausch über das Buch von Lot Vekemans
sehr geschätzt und mich wohl gefühlt.
Noch eine Ergänzung zu den Rätseln: in meiner uralten Ausgabe von Anne Franks Tagebuch wurde mir bestätigt, dass die Orginalsprache holländisch war. Anne wurde in den Niederlanden eingeschult, hat noch deutsch gesprochen aber geschrieben hat sie holländisch. Herr Frank hat Teile vom Tagebuch ins Deutsche übersetzt, damit seine Mutter und andere Verwandten im Buch lesen konnten. Die erste Übersetzung wurde durch Annelies Schütz gemacht (ich habe noch diese). Diese Übersetzung wurde wegen zu grossen Abweichungen vom Orginal und nicht altersgemässen Ausdrucksweisen immer wieder kritisiert. Neue Übersetzerin: Miriam Pressler – weniger moralisch und näher bei der Orginalfassung.